Ein Weizen, auf das man sich meditativ vorbereiten sollte, um sich unbefangen von Intensität umgarnen zu lassen. Ein Weizen ist es aber eigentlich auch nur von der Zutatenliste her. Eine klassische Schaumkrone bleibt über dem dunkelst braunen Bier aus. Kurz ist eine hellbeige feine Schaumdecke a la Guinness Draught zu sehen, ehe sie leider verfällt. Gänzlich uncarbonisert scheint das dunkle Gebräu und gibt für die Nase Rosinen und Zwetschgen frei - alkoholisch likörig versteht sich, bei 13 Umdrehungen. Auch etwas Schokolade a la Ritter Sport Rum dringt hervor. Der Antrunk fällt dunkelmalzig süß aus. Auch hier sind ein Schuss Rumtopf, Rosinen und dunkle Schokolade zu schmecken. Normalerweise lese ich andere Rezis ja nicht direkt vor der eigenen Verkostung - zumindest nicht erneut. Doch hier brauchte ich Beistand, auf was ich mich einlasse. Bierbär schrieb von Kirsch- und Rübenkrautnoten. In der Tat sind solche Nuancen vorhanden. Den Nachtisch habe ich heute bewusst ausgelassen - gut so. Denn schwer, ölig und angenehm süß fließt das Schorsch Weizen hinein - in kleineren Schlücken als ich manch einen Rotwein genießen würde. Sicher würde ein Hauch Carbonisierung und eine mäßige Schaumkrone dem Weizen gut tun, und es darf in seiner schieren Schwerte und Wucht von 1 bis 5 Sternen nach Belieben und vorwurfsfrei polarisieren. Mir schmeckt dieser Dunkelweizen-Sumo-Ringer aus Nürnberger Nachbarschaft einfach mal richtig gut, und diese wunderbare Tonflasche mit Bügelverschluss macht richtig was her. Wer bereit ist, sich von klassischen Dunkelweizen-Doppelbock-Erwartungen zu lösen und einen Schritt weiter zu gehen, einen bierig schweren Rotwein-Ersatz sucht, möge probieren und sich schocken, in den Abend begleiten oder begeistern lassen.

👁 trüb braun; das Foto zeigt bereits die maximale Schaumentwicklung. Da ist nichts, wirklich absolut gar nichts, was den Namen "Schaum" verdienen würde. 👃 sehr röstintensiv und süßlich 👄 Dieses Bier beginnt vom Start weg mit einer extremen Süße. Da sind Röstaromen, da ist neben der Süße auch Säure, aber unterm Strich ist das für mich nicht trinkbar. Da nähme ich lieber eine Kiste Warsteiner, als einen weiteren Schluck hiervon. Am Ende retten mich in beiden Fällen vermutlich die Genfer Konventionen...

Schorschbräu Schorsch Weizen Dunkel Praktisch ohne Schaum…. ….kommt das Schorschweizen daher. Es ist dunkelbraun und trüb und wird von mir, wie empfohlen, eiskalt genossen.  Geruchlich ist neben sehr dezenten Bananenaromen vor allem getrocknete Zwetschgen, Aprikosen und Rosinen zu vernehmen. Der Antrunk ist frei von Kohlensäure, säuerlich, alkoholisch und von Dörrobst geprägt. Dies hallt auch ordentlich lange nach. Getreu dem Motto "Ist es zu stark, bist du zu schwach", gestehe ich ein, dass ich für dieses Weizen wohl nicht gemacht bin. Da nehme ich mir lieber einen der tollen Weizenböcke, die ich in letzter Zeit probiert habe, von Hopf, Gutmann oder Riegele und bin glücklicher. Jetzt ist er etwas wärmer, fruchtiger und nahbarer, aber immer noch nicht mein Weizenbier. 

So. Nun ist es soweit. Lange genug bin ich um diese Flasche herumgeschlichen, angelockt von 13%, abgeschreckt vom Preis. Heute hatte ich zufällig die 5,99€ gerade noch im Socken stecken und schon lag das Ding im Einkaufskorb. Pechschwarz, wie bei einem Ölwechsel von meinem MB 200D/8. Auch vors Licht gehalten bleibt es dabei. Tiefschwarz. Der Schaum verschwindet alsbald und das Getränk gibt Aromen frei. Süßholz, dunkelste Schokolade und Mokka. Duftet hervorragend und wie selten zuvor. Und das soll ein Weizen sein? Jetzt hab ich gute 10min daran herumgeschnüffelt und wage den ersten Schluck. Schwere Malznoten verbreiten sich im Mundraum, sofort wird Wärme generiert. Der Antrunk erinnert mich irgendwie an Omas Rumtopf. Nach Kirschen, die seit der Ernte im Rum rumgelegen haben und erst im Winter verköstigt wurden. Eine heimelige Süße macht sich breit und kämpft mit alkoholischen Bitternoten um die Vorherrschaft. Die Bittere wird am Ende besiegt und es liegt eine herbe Süße auf der Zunge, die einfach nicht weichen will. Erinnert an Rübenkraut mit Wumms. Ich für meinen Teil finde dieses Bier richtig gut. Ob man 5,99€ dafür ausgeben möchte, muss man natürlich selber entscheiden. Ich bereue es jedenfalls nicht. Kein Bier für zwischendurch, aber wenn es schon mal den Weg zu einem Bierfreund gefunden hat, sollte man ihm auch die Zeit geben.

Etikett 3* Geruch 1* Aussehen 2* Geschmack 3* Malzig, süß und schlägt ordentlich ein. Zum Schluss bleibt ein Dörrobstgeschmack zurück. Geht runter wie Öl.