Heller Bock, eine Sonderabfüllung. Ein Brauversuch. Henry Gidom, der fleißige Hobbybrauer aus Warnemünde, serviert den hellen Bock. Es ist ein dunkeltrübes Gebräu mit feinporigem, cremigen Schaum. Fast undurchdringlich, wozu auch die enormen Hefeteilchen beitragen, die im Bier schwimmen, wobei ich hoffe, dass es sich dabei um Hefeteilchen handelt. Warum der Braumeister das Bier "heller" Bock genannt hat, keine Ahnung. Es "duftet" ein wenig muffig, aber der Antrunk ist im ersten Moment durchaus fast frisch und angenehm spritzig. Der Bock präsentiert sich körperbetont, eher alkohol- als malzaromatisch, was zunächst an einen Doppelbock erinnert. Im Verlauf entfalten sich jedoch auch hopfenbittere Aromen, wirkt der Alkohol weniger spürbar, dafür wird es fast würzig und knackig und kraftvoll - ohne die radikale Süße, die manchen Bock zu eigen ist. Letztendlich weiß ich nicht, was Herr Gidom hier gemeint hat zu brauen. Ein stark eingebrautes Bier, dass schnell beschwipst, körperreich und kräftig daherkommt, aber leicht genug ist, den Durst zu löschen. Laut eigener Darstellung soll es eine Sonderabfüllung sein, ein Maibock. Vielleicht aber einfach auch nur ein Nebenprodukt, das zufälligerweise aus seinen Brauversuchen entstand. Zum Probieren geeignet, ein Bierversuch.

Die Leute von Hoppen un Molt haben ja gewissermaßen Heimatvorteil bei mir, weil sie aus Warnifornia kommen. Trotzdem war ich bisher nicht begeistert. Ein heller Bock, noch dazu mit einem neu gestalteten Etikett, ist aber eine gute Gelegenheit für ein Wiedersehen. Das Auge ist erstmal erfreut: der Körper ist glanzfein und leuchtend orange. Die Krone, die sich schnell abbaut, ist sehr fein und weiß. Ein sanft fruchtiger Duft steigt in den Riechkolben auf. Beim Trinken fällt vor allem das extrem hohe Volumen auf. Das Bier ist sehr vollmundig und cremig. Die Rezens ist gering. Es hat etwas von Pfirsich, ist aber nicht wirklich süß, außer im Nachgeschmack. Dominant ist eher etwas Herbes, aber das ist schwer zu differenzieren. Es ist geradezu torfig, erdig. Ungewöhnliche Anklänge bei einem Hellen Bock, aber nicht schlecht. Fazit: Das ist nicht der beste Bock des Jahrhunderts, aber durchaus eine gute Komposition.